Kommunikation auf Augenhöhe bedeutet, einander mit Wertschätzung, Achtung und Respekt zu begegnen. Wie geht das in der Praxis? Ein Vergleich zweier Staatschefs.

Eine Studie der Universität von Sussex in Neuseeland verglich den Kommunikationsstil von zwei Staatschef während der Coronakrise. Sie fragte: Welche Worte verwendeten Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern und Großbritanniens Premierminister Boris Johnson in ihren Ansprachen?

Der auffälligste Unterschied lag in der Verwendung der Pronomen wir und ich.

Während Johnson ich bevorzugte und damit eine Vaterrolle einnahm, bevorzugte Ardern die Kommunikation auf Augenhöhe mit dem Pronomen wir.

Der zweite signifikante Unterschied lag in den Lieblingsverben: wollen versus brauchen.

Johnson wollte Dinge, Maßnahmen etc. Ardern betonte, dass Neuseeland Dinge, Maßnahmen etc. brauchte.

Die Studie zeigte darüber hinaus, dass Jacinda Ardern sich trotz ihrer empathischen Art nicht scheute, die Dinge beim Namen zu nennen und Entschlossenheit zu zeigen. Ihre Metapher für die Überwindung der Pandemie war die Reise oder auch der Marathon. Für Boris Johnson dagegen ging es in der Pandemie um Krieg.

Unterm Strich war Arderns Kommunikationsstil deutlich effizienter, zeigt die Studie.

Kommunikation auf Augenhöhe gibt ein Gefühl, dazuzugehören

Kein Wunder. Kommunikation auf Augenhöhe nutzt ein Storytelling, das von Ebenbürtigkeit und Gemeinsamkeit ausgeht. Kommunikation von oben nach unten dagegen nutzt ein Storytelling, das auf einer Machtposition gegründet ist.

Doch wenn ich mich als Zuhörerin oder Zuhörer nicht als autonomes Wesen in der Rede wiederfinde, warum soll ich handeln?

Andere Forschungen zeigen, dass das nicht nur im Kontext von Leadership zutrifft. Wenn ein verheirateter Mann sagt: „Ich gehe gerne ins Kino“, dann drückt sich darin eine andere Beziehung zu seiner Partnerin aus als in dem Satz „Wir gehen gerne ins Kino“.

Exakt so ist es, wenn wir zu Menschen sprechen, ihnen unsere Ideen oder Wünsche präsentieren. Welche Art von Beziehung bevorzugen wir: Wir brauchen oder ich will? Was wir als Menschen brauchen, ist ein Gefühl der Sicherheit, ein Gefühl, respektiert zu werden, und ein Gefühl, dazuzugehören – ein Wirgefühl. Und die Basis dafür ist Kommunikation auf Augenhöhe.